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Brügge, Grachten und eine Bier-Pipeline

"Brügge sehen ... und sterben". In dem tragikomischen Actionfilm mit Colin Farrell und Brendan Gleeson aus 2008 spielt das zauberhafte Brügge die heimliche Hauptrolle. Sterben wäre jedoch schade, dann könntet ihr Brügge ja nur ein einziges Mal sehen. 

 

Im Spätmittelalter (also ca. 1250 bis 1500) war die niederländische Region um Brügge eines der Zentren der Textilindustrie und des Fernhandels in Europa. Sie war damit auch eine der Geburtsstätten des Frühkapitalismus. Brügge war eine der wirtschaftlich und kulturell reichsten Städte im damaligen Europa. Das ist heute noch im Stadtkern spürbar. Die Altstadt ist von Wallanlagen, auf denen Windmühlen stehen, und Kanälen umgeben. Die Stadt war nur durch befestigte Stadttore zugänglich. Auf einem der Wälle, nahe dem Stadttor Kruispoort stehen noch heute vier von einst 20 Windmühlen. Da Brügge nie durch Kriege oder großflächige Brände zerstört wurde, sind mittelalterliches Stadtbild und historische Gebäude sehr gut erhalten.

Der Brügger Belfried wurde im 13. Jahrhundert erbaut und ist 83 m hoch. Er ist in die Hallen am zentralen Marktplatz von Brügge (Grote Markt) integriert. Im Spätmittelalter demonstrierte der alle anderen Bauwerke überragende Turm die Macht des selbstbewussten reichen Bürgertums und diente als Brandwache. Noch heute darf ihn kein Neubau überragen. 366 Stufen führen nach oben. Zur Belohnung gibt es einen Blick über das Labyrinth der Gassen, Höfe und Grachten. Wir haben gekniffen :- ))

Die Grachten, die die Stadt durchziehen, nennen die Einheimischen Reien nach dem im Mittelalter vollständig kanalisierten Flüsschen Reie, über das Brügge direkt mit der Nordsee verbunden war. Eine Grachtenfahrt ist eigentlich Pflicht. Wir haben verzichtet. Zuviele Menschen für so kleine Boote. Der mittelalterliche Stadtkern wurde im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

„De Halve Maan“ ist die Hausbrauerei im Zentrum von Brügge. Seit 1856 ein traditionsreiches Familienunternehmen. Hier wird das Brügger Stadtbier, das „Brugse Zot” gebraut. 2016 wurde eine einmalige, 3 km lange unterirdische Bierpipeline angelegt, die die Brauerei mit der Abfüllanlage außerhalb des Zentrums verbindet. Durch die engen Straßen und Gassen war der Transport mit LKWs nicht mehr möglich. Weil sie denn traditionsreichen Standort nicht aufgeben wollten, haben sie halt einfach mal eine Bier-Pipeline gebaut. Super Idee.

 

Obwohl noch keine touristische Hochsaison ist, war es insbesondere am Groten Markt bereits recht voll. Touristen aus China,  Italien, Frankreich, Deutschland und den Niederlande. Dazu auffällig viele Briten. Auch auf dem Campingplatz. Ist ja nicht weit bis zum Fährhafen nach Calais. Die Briten nutzen noch die Reisefreiheit. Nach dem Brexit dürfte es für sie damit vorbei sein. Neben den Menschenmassen gibt es noch die Pferdekutschen, Rikschas und Mini-Buse. Alles für Stadtrundfahrten. Irgendwie ist das bereits in der Nebensaison gefühlt mächtig viel

Trubel. Es gibt aber auch ruhigere Ecken. Am und auf dem Stadtwall und die kleinen Gassen etwas abseits vom Groten Markt und vom Beginenhof. 

Brüssel ist eine schöne Stadt und gehört wie auch Antwerpen und Gent mit zu den sogenannten belgischen "Kunststädten". Von diesen drei schönen hat uns Gent am besten gefallen. Nicht so überlaufen, viel Sehenswertes und die Stadt vermittelt ein entspanntes Lebensgefühl. Ein Besuch von Brügge ist aber auf jeden Fall lohnenswert. In der Vor-/ oder der Nachsaison. Und durch einen Besuch von Brügge muss auch niemand sterben. 

https://www.visitbruges.be/de

 

Campingplatz Memling

Wir sind auf dem Campingplatz Memling am Stadtrand. Mit Rosi 3 KM in die Altstadt. Es gibt auch eine Busverbindung, gefühlt ist es hier mit Rosi aber einfacher. Ein schöner Platz. Wir hatten nicht reserviert. Glück gehabt, am späten Nachmittag war der Platz belegt. Also doch besser reservieren. Es gibt auch keine Alternativen um Brügge herum.

Wir hatten einen Stellplatz in der hintersten Ecke mit direktem Schlupfloch in das angrenzende Wäldchen. Sehr praktisch für die erste und letzte Gassirunde. Natürlich mit entsprechendem Ka...beutel. Falls es mal nicht bis ins Unterholz klappt.

http://www.brugescamping.be/de/home/


 

 

 

Barny wird noch ein großer Jäger. Auf und neben dem Campingplatz in Gent fühlten sich diverse Kaninchenfamilien ausgesprochen wohl. 10 bis 15 Mitglieder so einer Großfamilien grasten immer gemütlich auf einer Wiese.

 

Barny hat sich für eine sehr spezielle Jagdtechnik entschieden.

Er bleibt erst einmal völlig ruhig stehen und beobachtet. Von derart vielen Kaninchen könnte ja auch eine Gefahr ausgehen. Meistens hauen einige Karnikel sofort in das Gebüsch ab. Barny schaut gelassen in eine andere Richtung und heuchelt Desinteresse. Und plötzlich setzt er zum Spurt an. Völlig lautlos! Die restlichen Kaninchen verschwinden dann im Gebüsch. Spätestens hier hört Barny auf. Er würde doch nicht in diese grüne Hölle eindringen. Dort könnten sich ja alle Kaninchen zusammengerottet haben und auf ihn warten. Oder andere Gefahren. Nicht übertreiben 🐇🐶

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