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Nürnberg, die Kaiserburg und Reichsparteitage

Was für ein krasser Unterschied. Der (fast) beschauliche und herausgeputzte Tegernsee und die quirlige Großstadt Nürnberg (etwas über 500.000 Einwohner).  Auf unserem Weg Richtung Zuhause machen wir einen Zwischenstopp in der Frankenmetropole Nürnberg. 

Nürnbergs Geschichte geht bis zum Jahr 1050 und früher zurück. Da wurde Nürnberg als Königsgut erstmals urkundlich erwähnt. Nürnberg war in der Zeit der salischen und staufischen Könige und Kaiser ein wichtiger Stützpunkt ihrer Reichs- und Hausmachtpolitik. Burg und Ort bildeten einen bevorzugten Aufenthaltsort der umherreisenden Herrscher, die hier Hoftage und

Reichsversammlungen abhielten. Dafür errichteten die Staufer auf dem Burgfelsen – über älteren Bauten – eine ausgedehnte Pfalzanlage, die noch heute das Erscheinungsbild der Kaiserburg prägt. Dank der engen Verbindung zum Königtum und der Lage am Kreuzungspunkt wichtiger Fernstraßen entwickelte sich Nürnberg rasch zu einem bedeutenden Zentrum von Transithandel und

Exportgewerbe sowie zum Finanzplatz. Der Freiheitsbrief Kaiser Friedrichs II. von 1219 begünstigte die bürgerliche Autonomie der Gemeinde auf Kosten der burggräflichen Rechte und Aufgaben. Das ist die stolze Vergangenheit der Stadt.

Seit gestern sind wir hier auf dem Knaus Campingplatz in einem Naherholungsgebiet direkt neben dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände der Nationalsozialisten. In Stein verewigter Größenwahn. Auf diesem Gelände hielten die Kriegsverbrecher und Massenmörder von 1933 bis 1938 die Reichsparteitage der NSDAP ab. Es umfasst eine Gesamtfläche von über 16,5 km². Einige der Kolossalbauten wurden ganz oder teilweise fertiggestellt und sind noch heute vorhanden. Informationen vor Ort bietet seit 2001 das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. 

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde Nürnberg von den Nationalsozialisten als „Stadt der Reichsparteitage“ zu einem der wichtigsten Orte nationalsozialistischer Propaganda. Die Nürnberger Gesetze, auch Nürnberger Rassegesetze genannt, wurden am 15. September 1935 vom Reichstag auf dem 7. Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg einstimmig beschlossen. Mit ihnen stellten die Nationalsozialisten ihre antisemitische und Menschen verachtende Ideologie auf eine juristische Grundlage. Das ist die dunkle und beängstigende Vergangenheit der Stadt.  

Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden hier die Nürnberger Prozesse statt. Bestimmt auch wegen der hier abgehaltenen Reichsparteitage. Im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher wurden nach dem Zweiten Weltkrieg deutsche Politiker, Militärs und NS-Funktionäre erstmals für die Planung, Vorbereitung, Einleitung und Durchführung eines Angriffskrieges, Verbrechen an der Zivilbevölkerung und an Kriegsgefangenen sowie für den Massenmord in den Vernichtungslagern strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. 

Wir sind heute die fast noch vollständig erhaltene Stadtmauer entlanggelaufen und teilweise im Stadtgraben. Da war es angenehm kühl, denn die fränkische Sonne meinte es mit 28 Grad sehr gut. Durch unser flanieren an der Mauer entlang waren wir dann plötzlich ohne Anstrengung an der Kaiserburg gelandet. Dem Wahrzeichen von Nürnberg. Der Weg durch die Altstadt hoch zur Kaiserburg ist dagegen schon anstrengend. Leider waren Restaurierungsarbeiten und wir konnten nicht alle Außenbereiche sehen. Dafür Brautpaare im fliegendem Wechsel!

 

Und noch eine Überraschung hatte der Mauerweg. Im Bereich Frauenturm und Frauengraben waren wir plötzlich im Rotlichtviertel von Nürnberg. Rechts die Stadtmauer und links freizügig bekleidete Frauen im Fenster. Freier waren noch nicht unterwegs, was uns aber keineswegs störte :- ))  Mittags hat Frauchen eine Kleinigkeit (Flammkuchen mit frischen Pfifferlingen) in der Weinstube Spital gegessen. Wir haben uns in den Innenhof gesetzt. Angenehm kühl und kein Straßenlärm. Eine Empfehlung einer Freundin, super! Am Nachmittag waren wir dann „kaputt“ und hatten dicke Pfötchen bzw. Füße. 

 

Morgen gehen sehen wir den Bereich um den Hauptmarkt und den Trödelmarkt an. Aber ganz langsam. Die fränkische Sonne hat sich bereits angemeldet.   

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